Das Konzept
Warum beschäftigt sich die Bildungsstiftung Schleswig-Holstein mit dem Leben im Alter?
Das Engagement der Stiftung für dieses Projekt beruht auf dem ihrem Stiftungszweck zugrunde liegenden Bildungsverständnis. Bildung dient danach der Entfaltung einer selbst bestimmten Persönlichkeit. Dieses Bildungsverständnis ist grundsätzlich auf ein lebenslanges Lernen angelegt und somit nicht an bestimmte Lebensphasen gebunden.
Der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther, Leiter der Abteilung für neurobiologische Grundlagenforschung an der Universität Göttingen, äußert sich zu den neurophysiologischen Grundlagen für ein lebenslanges Lernen:
„Als Neurobiologe weiß ich, dass es bis ins hohe Alter möglich ist, die einmal im Gehirn entstandenen Nervenzellvernetzungen durch neue Erfahrungen zu verändern, neue Haltungen und Bewertungen zu entwickeln und auf diese Weise nicht nur bisher unterdrückte Potenziale zu entfalten, sondern auch eine verlorengegangene innere Balance als neu erlebbare Einheit zwischen Denken, Handeln und Fühlen wiederzufinden. Die neuen Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen aber auch, dass man Menschen zu einem solchen inneren Veränderungsprozess nicht durch Druck zwingen, nicht durch Belohnungen verführen, sondern nur durch eine individuelle Begleitung einladen, inspirieren und kompetent unterstützen kann.“
Die Bildungsstiftung Schleswig-Holstein will mit diesem Projekt Bildungsangebote bis ins hohe Alter schaffen. Dazu ermöglicht sie älteren Menschen Wohnen in einer angenehmen Atmosphäre sowie in einer nachhaltig gestalteten Umgebung.
Warum Humboldt Haus?
Die Namensgeber des Hauses, Wilhelm und Alexander von Humboldt, stehen für ein Menschen- und Weltbild, welches der Arbeit der Bildungsstiftung Schleswig-Holstein zugrunde liegt.
Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835) steht für den oben beschriebenen Bildungsansatz. Alexander von Humboldt (1769 – 1859) prägte unser Verständnis von Natur als ein lebendiges Ganzes, in dem alles miteinander verbunden ist.
Dieses Bildungs- und Naturverständnis soll die Konzeptionierung und Gestaltung des Wohnprojekts im Humboldt Haus bestimmen. Für ein lebenslanges Lernen verbindet die Bildungsstiftung Schleswig-Holstein das Projekt des Betreuten Wohnens mit ihren frühkindlichen und schulischen Bildungsangeboten.
Das Gebäude soll durch den ressourcenschonenden Umgang mit Natur und Umwelt Ausdruck für die von den Bewohnern wertgeschätzte und praktizierte globale Verantwortung für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen sein.
Was verstehen wir unter Betreutem Wohnen?
Bei der Bezeichnung „Betreutes Wohnen“ handelt es sich um keinen klar umrissenen oder definierten Begriff. Folglich findet man in diesem Zusammenhang Wohnprojekte unterschiedlichster Gestaltung.
Betreutes Wohnen wird hier als die Schaffung von Wohnraum verstanden, der eine angenehme Wohnatmosphäre und ein Leben in Gemeinschaft in einer nachhaltig gestalteten Umgebung ermöglicht. Für das an der Idee des Cohousing orientierte Wohnprojekt bedeutet dies, dass Mensch, Gebäude und Umfeld zusammen, in ihren wechselseitigen Bedingungen, gesehen werden müssen.
Die Stiftung will den Bewohnern eine Umgebung schaffen, in der sie weiterhin in vielfältiger Weise am alltäglichen Leben teilnehmen können.
Dazu werden auch die Einrichtungen frühkindlicher und schulischer Bildung der Stiftung genutzt, um Begegnung und Teilhabe am Alltag junger Menschen zu ermöglichen. Auf der anderen Seite werden Erfahrungen und Fähigkeiten alter Menschen den Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen.
Das Einzigartige an diesem Konzept liegt darin, dass diese Angebote in der Hand eines Trägers sind, der eine konzeptionelle Durchdringung aller Ebenen sowie deren Umsetzung in der Praxis gewährleisten kann.
Möglichkeiten eines wechselseitigen freiwilligen Engagements
Grundsätzlich richtet sich dieses Angebot an Menschen, die ein Interesse an den Zielen des Projekts mitbringen, Freude an Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen haben und dabei ihre Lebenserfahrungen und besonderen Fähigkeiten an junge Menschen weitergeben möchten.
Ob durch den Besuch von Orchester- und Theateraufführungen der Schüler, die Teilnahme im Chor und Orchester der Schule, die Vereinbarung privater Nachhilfestunden für Schüler, die Teilnahme am Projekt „Senioren in Schule“ (http://sis-niedersachsen.de), Vorlesestunden in der Kindertagesstätte oder gemeinsame Arbeit im Garten der Kindertagesstätte – die Begegnungsmöglichkeiten mit den Kindern und Jugendlichen können sehr vielseitig sein.
Auf der anderen Seite können Schüler zeitlich begrenzte Patenschaften für Bewohner des Humboldt-Hauses übernehmen oder sie im Umgang mit IT unterstützen.
Grundsätzlich orientiert sich die Ausgestaltung dieses Angebots am Interesse der beteiligten Menschen und hängt von ihrer Bereitschaft und ihren Möglichkeiten ab, sich einzubringen.
Die Bildungsstiftung Schleswig-Holstein bietet als Träger der beteiligten Einrichtungen in erster Linie Unterstützung in der Umsetzung der Ideen und Vorstellungen der Bewohner des Humboldt-Hauses und der Kinder und Jugendlichen.